Das INNET lädt regelmäßig externe Fachleute ein, die in Web-Impulsen Denkanstöße zu relevanten Digitalthemen der Eingliederungshilfe geben. Mittlerweile sind die INNET Web-Impulse auch für externe Interessierte geöffnet – und das Interesse ist da! Der letzte Impuls setzte sich mit der Frage auseinander, wie partizipativ digitale Dokumentationssysteme in der Eingliederungshilfe sind und sein können. Als Experte in diesem Bereich übernahm Sven Annies, Geschäftsführer von i-Soft, den fachlichen Input. I-Soft entwickelt, implementiert und betreut bereits seit 1978 ganzheitliche IT-Lösungen für Industrie, Handel und Sozialwesen.
Digitale Dokumentation in der Eingliederungshilfe
Die Digitalisierung von Dokumentationssystemen in der Eingliederungshilfe bietet einige Vorteile. Es geht u. a. darum,
- mit dem papierlosen Büro Platz zu sparen,
- die Zusammenarbeit zu optimieren,
- Prozesse effizienter zu gestalten,
- agil auf Veränderungen zu reagieren
- und eine hohe Nutzer*innenfreundlichkeit für alle zu erzielen.
Auf einen dieser Aspekte ging Sven Annies in seinem Vortrag besonders ein: die optimierte Zusammenarbeit. Im Zuge der Dokumentationsprozesse ist das Ziel, Menschen mit Beeinträchtigungen an der Dokumentation zu beteiligen. So ermöglicht eine digitale Dokumentation den Nutzer*innen, von überall aus auf die Datenbank zuzugreifen und anhand von verschiedenen Zugriffsrechten Verantwortlichkeiten zu verteilen. Allerdings sind digitale Prozesse oft auch statisch. Eine dynamische Abbildung von Prozessen ist technisch sehr aufwendig – aber machbar! Und diese Dynamik ist besonders dann wichtig, wenn Menschen mit unterschiedlichen Grundkenntnissen und Fähigkeiten am Dokumentationsprozess mitwirken.
Warum sollten wir Dokumentationssysteme digital und partizipativ gestalten?
Sven Annies verwies insbesondere darauf, dass wir die Digitalisierung nutzen können, um Menschen im Eingliederungsprozess mitzunehmen und die Wirkung von Leistungen besser darzustellen und auszuwerten. Eine digitale Zusammenarbeit mit den Leistungsberechtigten bietet sich an, um Teilhabepläne gemeinsam zu bearbeiten, Berichte zu schreiben und Informationen zu verteilen. So können Leistungsberechtigte schon bei der Dokumentation Feedback geben und den eigenen Assistenzprozess aktiv (mit)-gestalten.
Ein Beispiel für eine solche digitale Zusammenarbeit stellt die Dokumentationssoftware Life Plus von i-Soft in Kombination mit i-Task, einer Workflow Komponente für individuelle Abläufe der Träger, dar. Die Beteiligung von Leistungsberechtigten an digitalen Dokumentationssystemen wirkt sich in verschiedenen Bereichen vorteilhaft aus:
- Einfache Bedienung: Natürlich müssen partizipative Systeme bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Es ist wichtig, dass die Eingabemasken leicht zu verstehen sowie zu sehen sind. Große Symbole und intuitive Elemente sind schließlich für alle von Vorteil.
- Schnelle Kontaktaufnahme: Digitale Lösungen können die Kontaktaufnahme zwischen Mitarbeitenden und Leistungsberechtigten, aber auch zu Angehörigen vereinfachen. So können Systeme z. B. einen Klient*innen Chat oder Videosprechstunden abbilden, deren Inhalte teilweise in die Dokumentation einfließen. Das erleichtert die Kommunikation und Erreichbarkeit zwischen unterschiedlichen Parteien.
- Autonomie und Teilhabe: Über digitale Systeme können Menschen mit Beeinträchtigungen bei der eigenen Teilhabeplanung unterstützt werden. So helfen z. B. Erklärvideos oder Bilder dabei, verschiedene Leistungsangebote zu beschreiben. Das ermöglicht neue Entscheidungsfreiräume, die vorab vielleicht gar nicht greifbar waren. Dabei gibt es eine Voraussetzung: die Barrierefreiheit der Systeme. Es gilt, Investitionen sowohl in Hard- als auch in Software zu tätigen.
Wo gibt es derzeit noch Einschränkungen?
In der Praxis wird die Partizipation an der digitalen Teilhabeplanung noch nicht tagtäglich umgesetzt. Häufig steht die Assistenz als solche im Fokus. Das ist grundsätzlich nicht falsch, jedoch können Systeme, die eine digitale Partizipation ermöglichen, langfristig positive Auswirkungen auf die Assistenz, Leistungserbringer sowie Leistungsberechtigte haben.
Die technischen Möglichkeiten für solche Systeme gibt es bereits, jedoch ist es damit noch nicht getan. Unternehmen im Softwarebereich müssen sich untereinander mehr vernetzen und enger mit der Eingliederungshilfe zusammenarbeiten. Zudem braucht es die Motivation seitens der Träger, neue Systeme ganzheitlich in das Tagesgeschäft zu integrieren. Ein Beispiel: Es ist technisch nicht schwierig, einen Erklärfilm bereitzustellen. Allerdings braucht es dafür auch die barrierefreien Inhalte des Films, eine sinnvolle Reihenfolge sowie das entsprechende Videomaterial. All das gelingt nur in Zusammenarbeit.
Wir Mitglieder des INNET nehmen aus dem Web-Impuls einiges mit, insbesondere den Appell: Bringen wir digitale, partizipative Dokumentationssysteme in den Fokus!
Sie können sich vorstellen, hier aktiv mitzuwirken und weitere digitale Innovationen in der Eingliederungshilfe voranzutreiben?
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